(Teil 1) Japan einmal mit eigenen Augen sehen: Kansai-Trip

Ich möchte hier einen kurzen Sprung in die Zukunft machen, und zwar nach Anfang Oktober. Für alle die sich hier ausschließlich wegen dem Thema "Korea" hierher verirrt haben, wirds nun warscheihnlich eher langweilig. Für alle anderen, die sich auch für das Land der aufgehenden Sonne begeistern können, ihr seid hier komplett richtig, denn ich will euch ein wenig über meinen Wochenendausflug nach Japan erzählen. Und ich kann euch sagen, diese Reise war verrückt, beeindruckend und inspirierend. Vielleicht war es auch die kurze Zeit die meinen Eindruck etwas gefärbt hat. Aber nun genug mit dem Einführungsgeplapper, ran an den Speck!


Da mein diesjähriger Aufenthalt etwas über das 90-Tage-Touristenvosum drüberging war ich 'gezwungen' in einem sogenannten "Visa-Run" mein Visa durch die Aus- und Wiedereinreise zu erneuern. Dies war allerdings weniger ein Zwang als sowieso von vorhinein einkalkuliert, denn ich hatte schon lange den Wunsch Japan mit meinen eigenen Augen zu sehen. Japan steht besonders in meiner Generation für viele gute Dinge die einem die Jugend versüsst haben und das noch immer tun: Unterhaltungselektronik, Animes, Serien, Manga, Autos und so weiter. Kurz: Viel eher als Korea ist dem DAU wohl Japan ein Begriff. Die fast 130 Millionen Einwohner zählende Wirtschaftsmacht, drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist seit den 80ern nämlich nicht nur Technologie-Exporteur, sondern hat meine Generation vor allem über seine Unterhaltungskultur beeinflusst. Wer von uns kennt denn nicht Dragonball und hat unzähliche € in Pokémon-Spiele und Karten investiert? Ich war definitiv einer davon, und so sicher 90% meiner Freunde. Japan ist bis heute jedem ein Begriff, und man verbindet viele positive Gefühle und Erinnerungen damit.

Das man über Japan auch ein ganz schön negatives Bild haben kann, darüber lernte ich erst in Korea. Die Koreaner haben bedingt durch ihre gemeinsame Geschiche mit dem Land der aufgehenden Sonne eine nach wie vor stark belastete Beziehung. Aber dazu später mehr.

Für mich war diesmal also klar, dass ich die Gunst der Chance nutzen und einen Abstecher nach Japan machen musste. Das traf sich gut, denn 2011 lernte ich in Korea eine andere Volontärin kennen. Reika aus Osaka freute sich unheimlich über meinen Besuch und bot mir an sich einen kompletten Tag frei zu nehmen um mir Kyoto zu zeigen.

Zur gleichen Zeit waren außerdem 2 meiner Freunde in Osaka, beide studieren Klavier in Wien und hatten zu der Zeit meiner Reise dort einen Wettbewerb. Toller Zufall, oder? Mein Chef gab mir sogar einen Tag mehr frei mit den Worten: "Ich gebe dir Montag frei, du musst dir Kyoto auf alle Fälle ansehen". Angebot angenommen!

So ging es Freitag um 10 Uhr Vormittag in den Flieger. Raus aus dem Seoul, an das ich mich irgendwo schon gewöhnt hatte. Der Flug war unheimlich billig, denn Hin- und Retourflug(Incheon(Seoul)-Kansai(Osaka)-Incheon) kosteten zusammen kaum mehr als 200 Euro! Der Flug muss in etwa 1 1/2 Stunden gedauert haben. Nicht im Vergleich zu meinem Flug von Europa nach Korea..


"Willkommen in Japan!"
auf Englisch, Koreanisch
und Chinesisch
Der Kansai Airport bei Osaka war natürlich um einiges kleiner als der Mega-Flughafen Incheon bei Seoul. Das Personal war äußerst freundlich, auch wenn mir hier schon auffiel, dass man sich in Japan wohl noch schwerer mit Englisch tut als in Korea. Leider wusste ich mir außer mit "Arigatou Gozaimasu" und "Konichiwa" auch nicht zu helfen, denn ich habe nie Japanisch gelernt. Wie sich jedoch später herausstellen sollte half mir mein Koreanisch dafür umso mehr.






Naja, so kann ich sagen ich
war mal in "Tengachaya"

Per Flughafenzug ging es dann in Richtung Osaka. Einer meiner Freunde aus Wien, ein gebürtiger Japaner, der in Osaka auch noch aufgewachsen ist, gab mir eine Beschreibung für die U-Bahn und einen Treffpunkt. Soweit alles klar dachte ich. Leider ist ihm in der Beschreibung ein kleiner Fehler unterlaufen, wodurch ich recht plötzlich im nirgendwo war. Aber alles halb so wild! Mein Freund lotste mich nämlich nach Tengachaya - ein Totes Ende sozusagen, denn da gab es, entgegen seiner Schilderungen, keine Umstiegsmöglichkeiten. Nach einer halben Stunde versuchter Konversation mit der Stationsaufsicht fand ich dann auf der Ubahnnetzkarte heraus welche Station mein Freund wohl tatsächlich meinte, und fuhr dorthin. Meine Vermutung war richtig, und mit nur 30 Minuten Verspätung trafen wir uns also am anderen Ende der Welt.

Die beiden waren schon etwas länger in Osaka und wir nutzten die Zeit sofort um etwas zu Essen, denn wir hatten alle schon einen riesigen Hunger. Mein Freund, Ryosuke, erklärte mir dass die beliebtesten Regionalspeisen "Takoyaki" und "Okonomiyaki" seien. Also beschlossen wir gleich mal Takoyaki auszuprobieren und gingen zu einem typisch japanischen Lokal nahe der Osaka-Ubahnstation. Ich muss sagen dass mir sofort aufgefallen ist wie sauber und durchorganisiert dieses Land ist. Züge haben sehr selten Verspätungen, und ich kann mich nicht daran Erinnern irgendwo Müll auf der Straße gesehen zu haben. Dazu aber später mehr.

Anders als Korea: Japanische Lokale sind dafür ausgerichtet
auch Gäste zu bedienen die alleine kommen. Ein Bild bei dem
ich immer wieder schmunzeln muss.
Eine Art von Takoyaki mit Suppe und sensationell gutem japanischem Bier.
Die Bällchen werden dabei in die Suppe getaucht und dann gegessen.

Was für eine Wohltat! Wenn auch sehr teuer im Vergleich zu Korea. Während man in Korea eine volle Mahlzeit um umgerechnet 2-3 Euro bekommen kann, zahlt man in Japan für Essen so viel wie in Österreich, wenn nicht sogar mehr. Ich glaube dass dieses Takoyaki über 10 Euro gekostet hat.

Mit vollem Magen gings dann zur Burg Osaka. Auch hier: Der Eintritt war richtig teuer. Aber es hat sich gelohnt. Und der Ausblick von oben hat uns dann trotz des hohen Eintrittspreises belohnt.




Das Wetter war richtig warm, während es in Korea bereits die kalte sibirische Luft hineinwehte. Meine Freunde warnten mich aber vor und ich brachte dementsprechendes Gewand mit.
Nachdem wir uns das Schloss angesehen hatten und wir uns ein wenig im Park ausruhten waren wir nach wie vor ziemlich müde. Ich wusste aber dass ich in Japan nicht viel Zeit haben werden würde, und so entschlossen wir uns Osaka bei Nacht vom Sky Building in Umeda aus anzusehen.


Mit dem Taxi ging es dann dorthin, und wir schossen wie wild Fotos. Es war wirklich schön, und man hat, ähnlich dem Namsan Tower in Seoul, alles etwas romantisch aufbereitet. So sieht man wie auch in Seoul mit von Pärchen an Geländer angebrachte Schlösser sowie ein riesen Herz am Dach des Gebäudes, vor dem man sich mit seiner Liebsten fotografieren lassen kann. Natürlich war da oben eine ganze Armee von Verliebten. Aber es hielt sich in Grenzen und wir genossen die Luft da oben.

Angeblich Walfischhaut-Sushi
Vom Tower ging es dann wieder nach Osaka-Sation in ein Sushi lokal. War wahnsinnig lecker, aber auch wieder sehr teuer, denn in Japan zahlt man beim Running-Sushi nicht einen Fixpreis, sondern nach gegessenen Tellern. 8 Teller und 3 Bier schlugen mit etwa 25 Euro zu buche. Mein Freund Ryosuke, der gerne isst, kam auf über 60€,
Naja, man ist ja nicht täglich in Japan. Das Sushi war großartig, nur "Natto" (eine Bohne) schmeckte mir gar nicht. Riecht und schmeckt wie wochenlang ungewaschene Socken. Geht gar nicht, sorry!

Und da Freitag Abend war, ging es danach noch in eine japanische Bar, wo wir warmen Sake, der übrigens super köstlich ist, sowie japanischen Soju tranken! Ich muss allerdings sagen, dass mir koreanischer Soju um welten besser schmeckt.
Das Angebot war allerdings gut:  Umgerechnet 10€, all you can drink in einer Stunde, also auch Sake! Die Atmosphäre in der Bar war einfach nur cool, das Personal, wie anscheinend überall in Ostasien, äußert freundlich und aufmerksam. Überall wurde geplaudert und gemeinsam getrunken.

Leider mussten meine beiden Freunde aus Wien bereits um 10 Uhr wieder fahren, denn Ryosuke's Haus befindet sich etwas außerhalb Osakas. So verabschiedeten wir uns auch recht bald, und ich machte mich auf zum Aldabaran Kapsel-Hotel, das eine andere liebe Freundin, Reika, für mich gebucht hatte, denn die komplette Reservierung war auf japanisch. Ein Kapsel-Hotel war eine Erfahrung die ich immer schon machen wollte, und spott billig im sonst so teuren Japan: 10€ pro Nacht. Allerdings mit Check-out um 10 Uhr Vormittags. Naja, ich schlafe dann ja sowieso erst wieder in Seoul!


Mit Fernseher, Radio, Aufweckservice, Steckdose... eigentlich allem
was man so für eine einfache Übernachtung benötigt.


So kam ich um halb 11 in dem Kapselhotel an. Der Rezeptionist war recht überrascht als ich mit meiner japanischen Registrierungsbestätigung vor seiner Nase herumfuchtelte. "Sprechen Sie Japanisch? Leben Sie in Korea?" "Nein und Ja!". Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich wirklich so gefühlt, als sei Seoul meine angestammte Heimat. Dieses Gefühl sollte sich später noch verstärken.

Es war nun also kaum 23 Uhr, und mein Tag war noch lange nicht vorbei. Ich konnte doch nicht einfach schlafen gehen, oder doch? Kurz überlegt, war ich auch schon wieder am Weg nach draussen. Die Gegend wollte ich erkunden. Was folgte war eine Nacht, an die ich mich noch lange zurück erinnern werde. Aber dazu mehr beim nächsten Mal...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

2014. Weiter?

Verkehrswahnsinn in Vilnius

Koreanisch spielend lernen - Es muss nicht immer teuer sein