Angekommen

Eigentlich kam es mir nichtmal wirklich anders vor als es bereits letztes Jahr im September gewesen war: Ich verlies kurz das Flughafengebäude, worauf mir sofort der koreanische Sommer ins Gesicht schlug. Ich sag's euch, der Sommer in Korea ist schrecklich! Es ist zwar so heiß wie bei uns, dafür aber geht kaum Wind und die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 576%. Nichtmal wenn man steht, lässt es sich vermeiden zu schwitzen. Was für den otto-normal-Mitteleuropäer ohne Deo eine reine Qual ist, scheint für koreanische Geschäftsmänner eine unangenehme, aber aushaltbare Routine zu sein. Die, die nicht in kompletten Anzug bei 38 Grad und oben genannter Luftfeuchtigkeit herumlaufen, wagen sich mit kurzärmeligen Hemden raus. Ihr könnt euch vorstellen wie viel Energie in Korea nur für Klimaanlagen aufgebracht wird, weswegen der Bürgermeister Seouls eine Kampagne startete um auch Geschäftsmänner dazu zu bewegen sich "sommerlicher" anzuziehen um Energiekosten zu sparen. Scheint nicht viel geholfen zu haben. Soviel zu dem kurzen Ausflug in den Wetterbereich.

Seoul Ubahnnetz
Ich möchte hierbei erwähnen dass das System der öffentlichen Verkehrsmittel wirklich DER HAMMER ist! Glaubt mir! Und das kann ich als jemand sagen der in einer Stadt mit hervorragender öffentlicher Anbindung lebt. Als Beispiel der Flughafenzug, der eigentlich nichts andereres ist als eine eigene (etwas schnellere) Ubahn-Linie und auch direkt an die anderen Linien angeschlossen ist. Der Preis, und jetzt haltet euch fest, liegt bei etwa 3€ pro Fahrt. Die Züge sind sauber, schnell, und die Ansagen kommen in 4 Sprachen (Koreanisch, Englisch, Japanisch, Chinesisch).
Blick aus Dominiks Wohnung. Eine Stadt
voller Lichter. Ist das wahr?

Als ich in Korea ankam war es etwa 17 Uhr. Später Nachmittag. Ich wusste, dass ich an diesem Tag wohl nicht viel produktives mehr machen würde, so stand eigentlich auch bereits im vorhinein fest dass ich erstmal mit Dominik auf ein Willkommens-Samgyeopsal und einen Willkommens-Soju gehen würde. Die Kombination einer langen Reise, ein wenig Aufregung wieder in Korea zu sein und meinem Abendessen (Ein wenig Samgyeopsal mit viel Soju) wäre in keinem Fall förderlich dabei gewesen einen guten Eindruck bei dem Pärchen zu hinterlassen, bei welchem ich die nächsten 3 1/2 Monate nahe der Hongdae Station leben sollte.


Samgyeopal ( 삼겹살)

Ich fand die Anzeige der Beiden über "Craigslist" im Internet. Die Wohnung schien schon auf den Fotos relativ klein zu sein, dafür war im Preis bereits alles, also auch Essen und Trinken, inkludiert. Noch dazu hatte ich bereits über mehrere Wochen einen so netten E-Mail Kontakt mit M.J. . Sie (MJ) gab mir bereitwillig Informationen, gab mir Tipps und Hilfestellungen. Wir plauderten aber auch bereits über eMail über private Dinge was eine Gewisse Vertrauensbasis schuf. Der Platz war sicherlich nicht der billigste, aber der nette Kontakt und die absolut unschlagbare Lage (etwa 5 Minuten zu Fuß zur Station "Hongik University") nahe der Hongik Universität und der bekannte Fortgehmeile Hongdae waren für mich einfach unschlagbar. Außerdem kannte ich die Gegend bereits ein wenig von meinem letzten Aufenthalt in Südkorea.
Ich entschloss mich also die erste Nacht nicht in meinem neuen "Heim" zu schlafen. Ich wollte nicht gleich am ersten Tag um 5 Uhr früh und mit einigen Soju zu viel in die Wohnung platzen. Das wäre kein guter Eindruck gewesen. Dafür kam es dann genau so am Tag darauf...

Am nächsten Tag schlief ich wie ein Bär und fuhr dann etwa um 12 Richtung Hongdae um mein neues Heim zu beziehen. Ein heißer Sommertag, in meinen Adern war noch der ein oder andere Tropfen Soju zu finden, gings mit dem Bus nach Hongdae. Alles schien so unglaublich und doch war ich irgendwie gefasst. Es war nicht mehr so komisch für mich fast nur Menschen um mich zu haben die komplett anders aussahen als ich, aber auch in einer Welt zu leben, die eindeutig nicht für Menschen meiner Größe geschaffen ist.

Eine Sache die mir sofort sympathisch war: Die Tür des Hauses zu dem mich MJ telefonisch leitete hatte einen ganz normalen Schlüsseleingang! Keine Zahleneingabe zum öffnen der Tür! Ich bin gerettet!

Die Tür ging auf und es empfing mich ein freundliches, irgendwie bekanntes Gesicht: MJ. Ich stellte meine Sachen nur in meinem neuen kleinen Zimmer ab (das Zimmer war wirklich sehr klein) und wir gingen gleich wieder raus um etwas kaltes, nämlich 냉면 zu essen. Zu Hause war es nämlich kaum auszuhalten und so hatten wir gleich die Möglichkeit persönlich zu tratschen und uns besser kennen zu lernen. MJ ist in Hong Kong geboren und wuchs in ihrer Jugend in Australien auf, weshalb sie perfekt englisch spricht. Ihr australischer Akzent hat mir immer wieder ein Schmunzeln abverlangt und wir haben viel gelacht. Der Eindruck den ich über unseren E-Mail Kontakt bekommen hatte war also richtig. Wir waren also echt schnell vertraut miteinander. Bei Ji, ihrem Lebensgefährten, war es dann nicht anders. Er ist Koreaner und arbeitet derzeit in einem Café. Dadurch das zu Hause praktisch nur Englisch gesprochen wurde spricht auch er wirklich gutes Englisch, ja hat MJ's Akzent praktisch angenommen. Wirklich sehr witzig, und ein echt cooler Kerl! Wir haben uns sofort gut verstanden.



Bailey war unser kleinster und jüngster Mitbewohner. Ich hätte mir niemals vorstellen können so ein kleines Würstchen jemals so in mein Herz schließen zu können. Ein cleverer Zwergpudel den ich über 3 1/2 Monate aufwachsen sehen durfte. Ich glaube mittlerweile spricht er drei Sprachen: Englisch, Koreanisch und Deutsch (habe ich ihm natürlich gelernt).

Das muss Anfang August gewesen sein
Meine ersten Schritte in eine stabile Zeit in Seoul waren also erstmal getan. Ich hatte jetzt 2 Wochen lang Zeit um etwas mit meiner Zeit anzufangen, denn mein Praktikum startete erst in der zweiten Augustwoche.

In den kommenden Tagen lebte ich jedoch mehr in der Nacht als am Tag.





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

2014. Weiter?

Koreanisch spielend lernen - Es muss nicht immer teuer sein

Verkehrswahnsinn in Vilnius