Abseits von Arbeit und Reisen: Korea im Alltag. Und in der Nacht

Ich war wirklich nicht mehr überrascht oder erschrocken von dem, was ich so in der Öffentlichkeit in Korea sah. Die Gegend in der ich lebte war mir bekannt und die Eingewöhnung fiel mir nicht sonderlich schwer. Als ich Hongdae allerdings einmal genauer abging bemerkte ich erst, wie schnell sich Dinge in Korea doch ändern können.

(2011) Der erste gemeinsame Abend mit Volontären
anderer Projekte in Seoul während unserer
Einschulungstage endete vor "Paris Baguette".
Die Filiale die man hier im Hintergrund sehen kann und sich auf der Hauptverkehrsstraße befand an der auch sämtliche Ausgänge der U-Bahn Station lagen existiert heute nicht mehr. War eine böse Überraschung als ich mir dachte "Ach, siehst du doch bei der Bäckerei vorbei an welche du so gute Erinnerungen hast." (Suchwort Paris Baguette)

Seit ich das Land im Dezember des vorigen Jahres verlassen habe kamen neue U-Bahnstationen hinzu. Das ist mir jedoch erst nach einigen Wochen aufgefallen, weil dieses System einfach gigantisch ist und ich diese Linien nie verwendet habe.

Was sich nicht geändert hat ist die laut dröhnende Musik aus allen Geschäften und die oft leicht bekleideten Damen die vor Geschäften versuchen Kunden anzulocken. Als ich im Juli dort ankam, konnte ich natürlich auch das mittlerweile selbst im "Nest" Österreich bekannte "Gangnam Style" von PSY jeden Tag hören. Glücklicherweise hörte sich der riesen Hype um das Lied aber bereits im September langsam auf, und Discos haben das Lied ab Oktober auch überhaupt nicht mehr gespielt. Man hörte eigentlich nur mehr im Fernsehen darüber, wie erfolgreich das Lied in der westlichen Welt mittlerweile geworden sei. Die Koreaner waren und sind sehr stolz darauf etwas produziert und in die Welt hinaus exportiert zu haben. Korea wird mehr und mehr Menschen ein Begriff. Natürlich ist das keine Leistung des Landes, sondern des Künstlers PSY und seines Teams, aber so etwas hört man ja nirgenst so gerne. Und Korea ist momentan dabei eine große Portion seines Nationalstolzes aufzuholen, ganz besonders wenn es um die Beziehungen zu Japan geht.

Ich könnte hier einen eigenen Beitrag über dieses Thema schreiben, werde dies aber Aufgrund der Sensibilität des Themas vorerst nicht aufgreifen. Vielleicht gibt es dazu später mehr.

Was mir diesmal mehr aufgefallen ist als noch letztes Jahr, wohl auch resultierend daraus dass ich diesmal 7 Tage die Woche in Seoul gelebt habe, ist das irgendwie merkwürdige Müllabfuhrsystem. Diese scheint zwei- bis drei Mal in der Woche den Müll der gesamten Nachbarschaft von den öffentlichen Mülltonnen abzuholen. Häuser haben somit keine eigenen Haus-Mülltonen, sondern die Bewohner müssen ihren Müll zu diesen plätzen tragen. Das sieht dementsprechend "wild" aus. Ihr könnt euch wohl vorstellen wie doof mich die Leute angesehen haben, als ich Müll fotografierte.

'Müllplatz' in der Nähe meiner Wohnung
Hongdae, Nachts, am Tag der Müllabfuhr





















Meine Nachbarschaft war wirklich nett. Es war eine durchschnittliche Gegend, weder reich noch arm. Obwohl das Hongdae-Areal ganz in der Nähe war, war es doch weit genug weg sodass sich kaum betrunkene bis zu meiner Haustür verirrten. Das Haus in dem ich lebte lag ausserem inmitten eines Häuserblocks, somit hatten wir praktisch keinen Strassenlärm. Das war diesmal eines der spannensten Dinge: Nach getaner Arbeit ganz normal, und wie jeder andere auch, nach Hause gehen und die Menschen beobachten. Einen kompletten Tagesablauf in Seoul zu erleben, das war mir neu, und so anders als im 18 Einwohner zählenden Sanan. Manchmal erschreckend, aber meist faszinierend.

Seht ihr? Hier links: Mark's Häuschen

Bereits nach wenigen Tagen ließ mich MJ allerdings wissen das ein Umzug nur etwa 10 Minuten weiter, ebenfalls in Hongdae, geplant ist, und dass die beiden unbedingt mit mir gemeinsam umziehen wollen. Mein Zimmer wäre etwa 4 Mal so groß wie bisher und ich würde den selben Preis bezahlen. So zogen wir Anfang September etwa 10 Minuten Richtung Osten, noch näher an einen der Ausgänge der Ubahnstation, in Richtung Sinchon. Der Umzug fand mit einer Umzugsfirma statt. Wir mussten praktisch nichts machen, denn alles wurde samt Inhalt einfach ins neue Heim transportiert, mit einem eigens mitgebrachten Kran! Ja! Umzug in Korea funktioniert mit einem Kran! Am Ziel angekommen muss man den Arbeitern dann nur mehr sagen wo sie die Dinge hinstellen sollen und tadaa, in wenigen Stunden ist der Umzug erledigt. Praktisch, oder? Damit ihr euch das veranschaulichen könnt, allerdings war's bei uns nur der erste Stock ;-)






Ansonsten die üblichen Verwirrungen, die sich aus Buddhistischen Zeichen ergeben...









Nachtleben

Dieser Punkt ist mir eine eigene Überschrift wert. Hongdae, die Gegend in der ich gelebt habe, ist besonders an Wochenenden eine der beliebtesten Ausgehziele für alle die sich in Seoul befinden. Das Publikum ist wild gemischt; Koreaner, Ausländer, Dick und Dünn. Hongdae ist im Gegensatz zu anderen Gegenden wie das durch PSY weltweit berühmt gewordene Gangnam (Ja, dieses Wort hat eine wahre Bedeutung), jedoch ein eher alternatives Viertel mit eher jüngerem Publikum. Meiner Meinung nach ist Hongdae allerdings weniger ein guter Ort um zu Essen (ganz im Gegensatz zum sehr nahe gelegenen Sinchon) als zum Fortgehen, Trinken und Feiern. Obwohl warte, eine Ausnahme gab es da: Reggae-Chicken. Ein Bier+Hühnchenlokal .Lecker! Und mit Stil! Dort habe ich das erste und einzige Mal in meinem Leben einen koreanischen Rasta gesehen und bin dorthin mit Freunden an so manchem Feierabend hingegangen. Da fällt mir ein, dass ich dort nicht ein Foto geschossen habe, was ich mir doch vorgenommen hatte. Hier rechts findet ihr aber einige Eindrücke. Hach, ich vermisse mein Hühnchen und Bier beim Rasta jetzt schon. Der führte als einer von wenigen übrigens selbst deutsches Bier, wenn auch nur Krombacher.

Ich hatte Glück, denn ein Pub in welchem ich letztes Jahr mit anderen Volontären einen legendären Abend verbrachte, gab es noch immer, uns es wurde zu meinem "Stammlokal" , besonders bevor es dann so richtig in's Nachtleben ging, zum Beispiel also in die bekannten Klubs Cocoon und MB2 . Es gab noch viele andere, deren Namen ich jedoch leider vergessen habe, das könnt ihr aber, denke ich, verstehen ;-) .

Natürlich war ich auch in anderen Gegenden wie Hyehwa , Seoul Nat. University und Gangnam unterwegs, aber vor allem letztere beide haben für mich persönlich einfach nicht diesen Charme den Hongdae versprüht. Auch wenn sich in den letzten Jahren dort viel verändert zu haben scheint. In Itaewon war ich nur einmal bei einer Spenden-Feier einer Menschenrechtsorganisation. Und das war wiederum in einem Pub und höchstens für drei Stunden. Ich kann also relativ wenig über das Nachtleben dort sagen. Das einzige was mich verwundert hat war meine unfreiwillige Begegnung mit dem "Gay Hill" -  eine, oder die einzige, Seitenstraße in Itaewon, die als Schwulentreffpunkt bekannt ist. Bitte versteht mich nicht falsch, denn ich habe keine negativen Vorurteile gegenüber dieser sexuellen Orientierung, ich war lediglich überrascht als ich in eine Gasse einbog und vor mir plötzlich gut 3-400 homosexuelle, männliche Pärchen standen die sich gegenseitig ausgriffen und küssten. Damit hatte ich, in einem tief konservativem und v.A. konfuzianistischem Land wie Korea in der Öffentlichkeit nicht gerechnet, denn Homosexualität ist in vielen Teilen der Gesellschaft ein Tabuthema.

Auch eines möchte ich erwähnen: Frauen auf der Straße während dem Gehen Rauchen zu sehen gibt es praktisch nicht. Nach wie vor nicht, denn das ist mir bereits letztes Jahr sofort aufgefallen. Bei Männern ist dies weniger ein Tabu.

In meinem nächsten Beitrag werde ich einen kleinen Sprung machen und zu meiner kurzen Japan-Reise im Oktober kommen. Eines sei euch gesagt; Es gibt viel spannendes Material und noch mehr Fotos! Also bleibt am Ball. Es lohnt sich..


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