München und Salzburg 2011 - Reisebericht mit Korea-touch

Man steht vor dem Eigenheim, in gewohnter Umgebung. Und man hat absolut keine Lust hinein zu gehen. Schon bevor man sein Zuhause überhaupt betritt, möchte man am liebsten wieder in den Zug/das Auto/Flugzeug einsteigen, und abhauen.
Kennt ihr das Gefühl? Genau so habe ich mich heute gefühlt! Wie auf meinem Twitter-Account angekündigt, war ich die letzten 4 Tage in München und Salzburg. Heute, am frühen Nachmittag, bin ich dann wieder in Wien angekommen.
Passend zur Stimmung hat sich auch das tolle Wetter in München und Salzburg zu einem leichten Regen bei grausig tiefhängenden Regenwolken gewandelt. Und noch immer kann ich nicht fassen, dass ich schon in Wien angekommen bin.


Als wir am Mittwoch zu dritt mit dem Auto nach München gefahren sind, dachte ich mir nicht, dass der Kulturschock so gering sein wird. Die Semmeln sind auch in Bayern Semmeln, Knödel sind Knödel und der bodenstämmige Dialekt ist auch sehr ähnlich. Als Wiener fühlt man sich also auf Anhieb wohl. Der größte Unterschied zu Wien sind wohl die in Horden auftauchenden Fahrradfahrer.
So einen riesigen Anlauf an nichtmotorisierten Zweirädern kenne ich eigentlich nur auf Fernsehreportagen über fernöstliche Länder. Natürlich ist die Nutzung des Fahrrades im städtischen Bereich sehr löblich, trotzdem gab es in den vier Tagen München einige Situationen, die auch sehr böse ausgehen hätten können. So eine Situation erlebten wir am Freitag, als ein Fahrradfahrer mitten am Gehweg an einer Ampel losfuhr, kurz bevor die Rotphase endete. Man muss dazu sagen, dass die Umschaltzeiten der Ampeln in Deutschland viel kürzer zu seien scheinen als in Österreich. Es ist rot - und dann plötzlich ohne große "Blinkphase" grün. Jedenfalls schien es der Radfahrer sehr eilig zu haben, und fuhr direkt los, ohne nach noch nachkommenden Autos zu sehen. Direkt vor uns lenkte er plötzlich nach links mit dem Vorderrad ein und bremste stark ab. Etwa 20 Zentimeter vor seinem Rad kam ein Mercedes zum stehen. Die Räder waren voll nach Links eingeschlagen, um den Radfahrer nicht zu treffen. Das ABS hat sichtlich schlimmeres verhindert. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn der Autofahrer die Kontrolle über das Auto verloren hätte, und damit noch viel mehr Passanten gefährdet hätte. Nach kurzem Schreck unter den Fußgängern ging es dann weiter, und wir fühlten uns in unserem Eindruck bestätigt, dass das Straßenleben, zumindest in München, um einiges riskanter ist als in Wien.


Zur Übernachtung hatten wir uns in der Jugendherberge "Wombats" ein 6-Bett Zimmer (mixed-room , also beide Geschlechter) gebucht. Für mich ergab sich in München erst zum zweiten Mal in meinem Leben die Möglichkeit überhaupt in so einer Herberge schlafen zu können. Meine erste Erfahrung mit Jugendherbergen war eigentlich katastrophal. Damals übernachteten wir mit unserer Schulklasse in einem "Youth Hostel" in London, welches kaum mehr als 10€ per Nacht verlangte. Die Gemeinschaftsdusche war total verschmutzt, das Zimmer winzigst, die Fenster undicht oder gar defekt und die Tür schimmelte vor Feuchtigkeit. "Nie wieder!" schwor ich mir nach meinem Hostel-Aufenthalt in London. Das ist nun 2 Jahre her. Ich muss dazu sagen, dass ich bisher kaum gereist bin, und mich daher mit dem Thema Übernachtung in fremden Ländern praktisch nicht auseinandersetzen musste.


Da mich diesmal aber wieder die Neugierde gepackt hatte, und ich vor allem den Aspekt interessant fand, mit Menschen verschiedener Kulturkreise in Kontakt zu kommen, entschieden wir uns Gemeinsam dafür, und zwar nicht nur aus Kostengründen, die Nächte in München im Hostel "Wombats" , und in Salzburg im "Eduard-Heinrich-Haus" zu verbringen.
Um es kurz zu sagen: Ich habe die Entscheidung nicht bereut! Die Nacht im Wombats schlug mit 20€ unter der Woche, und mit 25€ in der Nacht von Freitag auf Samstag zu Buche. Natürlich gäbe es noch günstigere Alternativen jedoch hatten wir im Wombats eine Tiefgarage für unser Auto und die Webseite machte einen seriösen aber nicht abgehobenen Eindruck. Die Entscheidung stellte sich als vollkommen richtig heraus. Schon bei unserer Ankunft wurden wir vom Personal überaus freundlich begrüßt und beraten. Die Zimmer waren ausreichend groß und sehr sauber. Jedes Zimmer hat ein eigenes Badezimmer mit Dusche/WC .
Im gemütlich eingerichteten Wintergarten gab es Gratis W-LAN. Außerdem hat die Jugendherberge eine eigene Bar, die sogenannte "Wombar". Preise sind in ordnung, aber auch nicht außergewöhnlich billig. Kurzum: Wir waren mehr als zufrieden.


Bei unserer Ankuft im Zimmer trafen wir dann auf unseren ersten Mitbewohner. Ein Philippine, den wir etwa auf mitte 20 bis Anfang 30 schätzten. Wir haben Anfangs nur kurz mit ihm geredet, er ging allerdings auch bald wieder, da er sich München ansehen wollte und wie wir nicht lange in der Stadt war. Da es bei unserer Ankunft schon später Nachmittag war, und wir recht müde waren, entschlossen wir uns, den ersten Abend das Nachtleben rund um die Jugendherberge zu erkunden. Wir endeten um 5 Uhr früh, recht angeheitert in unseren Betten. Dabei fiel es uns sichtlich schwer, komplett lautlos schlafen zu gehen. Wir hatten einen zu viel erwischt, und waren total verwundert, als in den anderen Betten plötzlich ebenfalls Leute lagen. Die Nacht war herrlich, denn wir alle schliefen natürlich wie Steine. Nichts konnte uns aufwecken.
Erst als es um am nächsten Morgen gegen 10 uhr so richtig Warm im Zimmer wurde, wachten wir auf. Ich sah dann, dass die zuerst frei stehenden Betten nun wirklich besetzt waren. Ein Handtuch mit Koreanischer Aufschrift verriet mir, dass es sich wohl um Koreaner handeln könnte. Im Zimmer anwesend war außer uns aber keiner mehr. Als wir Abends heim kamen, bestätigte sich meine Vermutung. Im Zimmer saßen zwei zierliche Mädchen, offenslichtlich aus Asien. Sie begrüßten uns auf Englisch, wir sie ebenso. Dann wagte ich kurz, meine Koreanisch Kenntnisse zu testen. "한국 사람이에요?" (=Bist du Koreaner/in?) . Sichtlich überrascht begannen sie mich zu fragen warum ich Koreanisch lerne, seit wann und wie ich das eigentlich anstelle. Ich habe versucht weitestgehend auf Koreanisch zu antworten, konnte aber nicht alles so sagen wie ich wollte. Sie erzählten mir dass sie aus Seoul und Busan kämen und beide studieren. Vor allem waren die beiden total überrascht, einen Westeuropärer Koreanisch sprechen zu hören.
Leider haben wir uns dann kaum noch gesehen. Die beiden befanden sich auf einer großen Europa-Reise und waren wirklich Unternehmungsfreudig, vor allem aber praktisch lautlos beim verlassen des Zimmers ;)
Nur einmal habe ich die beiden Morgens angetroffen, als sie um halb 8 das Haus verließen. Allerdings war ich auch zu dieser Uhrzeit nicht zu mehr in der Verfassung, als ihnen einen guten Morgen (좋은 아침)zu wünschen. Am Samstag morgen sah ich, dass mir die beiden Koreanerinnen Informationshefte über Seoul und Busan neben das Bett gelegt hatten. Ich war total hin und weg, und sehr dankbar, dass die beiden mein Interesse an Korea so schätzten. Leider war es bereits Samstag, und das Zimmer ab 8 uhr in reger Bewegung, da alle 6 von uns wieder abreisten und bis 10 Uhr auschecken mussten. So konnten wir kaum mehr reden. Als sich um 9:30 der Stress langsam lichtete, gab mir eine der beiden dann eine Koreanische Süßigkeit mit den Worten "Original Korean Taste" . Ich bedankte mich auf Koreanisch und notierte den beiden meinen Facebook-Namen in deren Notizbuch. Erst zu diesem Zeitpunkt fiel mir auf, dass ich zu keinem Zeitpunkt nach deren Namen gefragt hatte. Ich weiß wirklich nicht wieso ich das vergessen hatte! Ich wollte zum Zeitpunkt der Abreise aber nicht mehr fragen, wie die beiden überhaupt heißen. Ich wollte es den beiden überlassen sich bei mir zu melden, um nicht aufdringlich zu wirken. Bis Ende Juni sind sie noch in Europa, dann geht's wieder in die Heimat.




                                                  Info-Broschüren (Seoul/Busan) und Süßigkeit






München an sich war wirklich schön. Dabei fand ich die Marienkirche etwas weniger Imposant als die Pfarrkirche Sankt Peter ("Alter Peter"). Der alte Peter ist etwas kleiner, dafür wirklich schön, und vor allem hat er oben eine begehbare Plattform! Achtung! - nichts für Menschen mit Höhenangst. Ich habe leichte Höhenangst, und trotzdem habe ich die Aussicht auf München genossen. Hervorheben möchte ich auch das Rauthaus und den Viktualienmarkt. Ersteres der Architektur wegen, zweiteres des Essens wegen. Mich persönlich haben die Biergärten am Viktualienmarkt auch mehr beeindruckt als das Hofbräuhaus, wobei auch das Hofbräuhaus einen sehr interessanten Eindruck auf mich machte. Touristenhorden sind allerdings im Preis inbegriffen. Vom Nachtleben hätte ich mir etwas mehr erwartet, ich glaube aber auch, dass man in Wien einfach zu verwöhnt ist, zumindest in Sachen Pubs und Klubs. Schwabing mit seinen vielen Lokalitäten ist allerdings einen Blick Wert. (Ubahnstation "Münchner Freiheit").


Am Freitag leisteten wir uns aus Neugier eine kurze Touristen-Bustour durch München. In der Jugendherberge wurden wir vorgewarnt, dass diese Bustouren eher ältere Menschen machen. So wars dann auch. Wir hatten damit allerdings kein Problem und haben sehr interessante Hintergrundinfos zu Münchner Bauwerken erfahren, die wir sonst wohl nie bekommen hätten.


Im kleinen Salzburg angekommen begaben wir uns auch dort in eine Jugendherberge, dem "Junges Hotel Salzburg" , auch "Eduard-Heinrich-Haus" genannt. Die Herberge liegt etwa 15 Minuten mit dem Bus vom Stadtzentrum entfernt, und teilt sich das Gebäude mit dem Ausbildungszentrum des Roten Kreuzes. Man merkt sofort, dass hier, im Gegensatz dem "Wombats", nicht so viel los ist. Vor allem aber war überdruchschnittlich viel älteres Publikum dort.
Wir hatten zu dritt ein 4-Bettzimmer. Die Zimmer waren zwar nicht so sauber wie im Wombats, für 23€/Nacht inklusive Frühstück waren wir allerdings zufrieden.
Nachdem wir uns den ganzen Tag die Stadt ansahen, darunter die Festung Hohensalzburg, die ich trotz mehrmaliger besuche Salzburgs noch nicht gesehen hatte, die an diesem Tag "Tag der offenen Tür" hatte. Das bedeutete , dass wir keinen Eintritt zahlen mussten, und gratis mit der Festungsbahn hochfahren konnten - ein tolles Erlebnis! Die Aussicht auf Salzburg ist wunderschön und das Wetter hat auch mitgespielt. Als wir am Abend erschöpft von den langen Märschen in der Herberge ankamen war für uns klar, dass wir wohl nicht mehr ausgehen werden würden. Wir entschieden uns, mit dem Auto zu einem Running-Sushi Lokal zu fahren. Dort haben wir dann noch bis 23 Uhr gegessen und sind um 24 Uhr erschöpft in unsere Betten gefallen. Ein schöner Abschluss einer viel zu kurzen Reise!


Wohl durch meine kaum vorhandene Reiseerfahrung angetrieben, hat sich bei mir momentan eine Regelrechte Reiselust entwickelt. Ich bin nie viel gereist und hatte auch kein großes verlangen danach. In den letzten Monaten hat sich bei mir allerdings eine Neugierde gebildet, andere Kulturen kennen zu lernen. Da ich momentan , bedingt durch mein ableisten des Zivildienstes in Österreich, eine "Vorteilskarte" der Österreichischen Bundesbahnen besitze, kann ich innerhalb Österreichs kostenlos mit dem Zug reisen. Diese Karte ist noch bis Ende November gültig, obwohl mein Zivildienst bereits am 31.August endet. Momentan bin ich also am überlegen, wie ich diesen Bonus noch am besten auskosten kann, um mehr Reiseerfahrung -vor allem alleine- sammeln zu können. Anbieten würde sich dabei vor allem Innsbruck. Ich will allerdings keine voreiligen Entschiedungen fällen, habe da aber schon einige überlegungen. Sicher ist nur, dass ich in einer Jugendherberge übernachten werde.


Entschuldigung dass mein Reisebericht etwas lange geworden ist. Ich hoffe trotzdem, dass ihr Spaß daran hattet, vor allem da es ja auch einen leichten Koreabezug gibt. In den nächsten Tagen werde ich auf meinem Tumblr-Account vermehrt Fotos posten. Bleibt dran!

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