Ich bin in Korea: Meine ersten Eindrücke

Nun bin ich hier, Hongdae Area, Seoul, Südkorea. Und nein, ganz realisiere ich es noch immer nicht. Ich bin jetzt den dritten Tag hier, und ich denke, ich habe bereits jetzt sämtliche Gemütszustände durchgemacht. Aber ich beginne mal von vorne:

Am Freitag Nachmittag gings also von Wien aus los nach Frankfurt, wo ich um 19 Uhr einen Flug der Asiana Richtung Incheon/Seoul nahm. Der Service von Asiana war wirkich super. Ich konnte zwar kaum 20 Minuten schlafen, aber ich hatte ja bereits damit gerechnet, nicht wirkich schlafen zu können. Der Flughafen ist ultramodern und sehr übersichtlich. Es gibt eine eigene Bahn, die mich direkt nach Hongdae* (da befinde ich mich jetzt) gebracht hat. Danach musste ich nur mehr zirka 15 Minuten gehen, ich fand das Hostel sofort. Eine Koreanische Freundin war so nett, und hat mich bereits vom Flughafen abgeholt. Gemeinsam sind wir also zum Hostel gestapft, und ich habe meine ersten Eindrücke gesammelt.

                                                                                 Ganz schön weiter Weg

*Spricht man "Hongdä"

Ich wurde also bis zur Tür begleitet und war dann sozusagen auf mich alleine gestellt. An der Tür im ersten Stock des Gebäudes in dem sich die Jugendherberge befindet angekommen, stand ich vor meinem ersten Problem: Die Tür. Ja. Türen sind hier irgendwie.. anders. Auf der Tür war ein Zettel angebracht, dass die Manager der Herberge momentan nicht da sind, man könne aber trotzdem eintreten. Natürlich habe ich erstmal versucht, die Tür wie jede andere Tür aufzumachen, das ging aber nicht; sie war verschlossen. Methode 2: Klingeln. Niemand macht auf. Altmodische Methode: Klopfen - niemand öffnet. "Nagut, was mache ich jetzt?" dachte ich mir. Ich hatte einen irre schweren Koffer, war müde, verschwitzt, und wollte einfach nur duschen und dann in ein Bett. Keine Chance, dass ich nochmal umdrehe um mir irgendwo die Zeit unnötig zu vertreiben, bis die Manager am Abend wieder da sind. Nachdem ich Methode 2 und "altmodisch" nochmal probierte, hörte ich, dass sich etwas rührte; ein junger Koreaner machte dir Tür auf und meinte "sorry, i am not a Manager, they come again in the evening". Er stand in der Tür, also wusste ich , dass ich da nicht rein komme.

Auf dem Zettel stand außerdem, dass ich mich bei Problemen "an Mister Lee" wenden kann, der ebenfalls eine Art Herberge, nur zwei Straßen weiter, betreibt. Also stapfte ich dort hin, und ging zu Herrn Lee. Ich versuchte ihm meine Situation zu erklären, aber irgendwie funktionierte die Kommunikation überhaupt nicht. Er fuchtelte wild mit den Armen, und verstand mich irgendwie überhaupt nicht. Ich würde nicht behaupten, dass ich perfektes Englisch spreche, aber ich hatte auf Englisch bisher International kaum Kommunikationsschwierigkeiten, und mein Koreanisch reicht einfach nicht, um das zu sagen, was ich sagen wollte. Nachdem ich ihm 5 Minuten versuchte, zu erklären, dass er auf dem ausgehängten Zettel als erste Ansprechperson draufsteht, er das aber irgendwie nicht ganz wahr haben wollte, ging er entnervt weg und meinte "follow me". So nahm ich zähneknirschend seine Hilfe entgegen und stapfte dem Kerl mit meinem schweren Koffer zirka 5 Meter hinterher. Bei der Tür angekommen nahm er den Zettel, und ich bemerkte, das nicht alles vom Zettel zu sehen war. Er war gefaltet und mit einigen Nadeln fixiert. Löste man diese Nadeln, konnte man mehr lesen, unter anderem das Passwort für das Türschloss.

Ja, ihr habt richtig gehört, ein elektronisches Türschloss für eine stinknormale Wohnungstür (findet man hier überall). Sowas hab ich echt überhaupt noch nie gesehen. Er tippte den Code ein, ich bedankte mich und trat ein.

Drinnen angekommen ging ich erstmal in mein Zimmer (das Zimmer war mit einem Zettel auf dem mein Name stand markiert) duschte mich und legte mich schlafen. Zuerst wollte ich nur 2, vielleicht 3 Stunden schlafen, um dann etwas mit Freunden zu unternehmen. Aber als ich nach 2 Stunden wieder aufwachte, wusste ich, dass ich heute einfach keine Kraft habe um irgendetwas zu machen, vor allem nicht in einer Umgebung, die mir trotz aller Vorbereitungen, fremd war. So schlief ich gleich bis zum nächsten Tag, sensationelle 12 Stunden. Das war absolut nötig und gut, da ich endlich wieder einen klaren Kopf bekam. Somit habe ich meinen ersten Tag in Korea eigentlich mit ärgern und schlafen verbracht - nicht unbedingt der beste Start, aber ich habs hingenommen.

Am nächsten Tag habe ich mir den Gyeongbokgung Palast angesehen . Gott sei dank fährt eine Ubahn direkt zum Palast. Das UBahnnetz ist wirklich gut zu verstehen, vor allem wenn man einen guten Reiseführer mit hat. Der größte Unterschied zum Wiener UBahnnetz ist der, dass man eigentlich immer mit aufladbaren Karten fährt. Sprich: Man lädt seine Karte mit Geld auf, und kann diese dann an den Eingängen zu Ubahn, Bus und angeblich sogar im Taxi verwenden. Die Ubahn Eingänge haben mich total an London erinnert. Nur nochmal ein Eck moderner. Beim Ausgang muss man dann nochmal durch diese elektronischen Durchgänge.

Der Palast war wirkich toll, und ich habe auch ein paar Fotos geschossen. Habe mir den Wachablösung der Palastwachen (eine Art Changing of the Guards) angesehen. Die Zeremonie dauert etwa 10 Minuten, und wird in 4 Sprachen (Koreanisch, Englisch, Japanisch, Chinesisch) erkärt. Ach , wenn ich schon dabei bin: Die UBahn ist auf Koreanisch, Englisch, und ich glaube Chinesisch angeschrieben. Die Ubahnansagen gibts auch auf allen 4 Sprachen. Sensationell, wenn man bedenkt, dass man in Wien noch immer mit dem im chamanten Wiener-Englisch-Slang berühmten "Change to International Buses" kämpft. Die Ubahn ist sicher um 40% billiger (geschätzt) als in Wien. Ich muss aber zugeben, dass ich mich noch nicht so viel damit beschäftigt habe, da ich diese aufladbare Karte geschenkt bekommen habe.


Der Gyeongbokgung Palast


                                                                        Die Seouler Ubahn von Innen

Später traf ich mich dann mit einer Koreanischen Freundin, die auch recht gut Deutsch spricht. Gemeinsam gingen wir in ein typisch Koreanisches Restaurant um zu essen. Also ich meine, so richtig Koreanisch. Wir aßen typische Koreanische Suppe, mit einer Art Nudelartiger Einlage + Gemüse. Zu meiner Schande habe ich den Namen schon wieder vergessen, werde ihn aber nachreichen, nachdem ich nachgefragt habe. :p
Nachtrag: Die Suppe heißt "Sujaebi"

Am Abend ging's dann nach Hongdae um ein bisschen aus zu gehen. Hongdae beheimatet nicht nur die berühmte "Hongik Universität", sondern ist auch ein bekanntes Künstlerviertel und ein toller Platz in der Stadt um essen und trinken zu gehen. Obwohl Sonntag war, pulsierten die Straßen in Hongdae nur so vor voller Leuten.

Achja, und dort habe ich auch "Fake-Speisen" gesehen. Ziemlich coole Sache muss ich sagen" Einige Restaurants lassen Ihre Speißen aus Plastik rekonstruieren, um sie in den Schaufenstern mit dazugehörendem Preis zu präsentieren. Warum gibts sowas nicht in Wien? ;-) Ich will ein Plastik-Schnitzerl mit Plastikerdäpfelsalat!


                                                                        Plastic Food for Plastic People

Nach diesem gelungenen Abend hatte ich endlich das Gefühl, hier richtig angekommen zu sein.

Oft werde ich hier gefragt, was ich denn jetzt von Seoul halte, aber eine Antwort bin ich eigentlich immer noch schuldig. Ich kann nur, trotz Vorbereitung, eines sagen: Hier ist alles anders. Ja, ich meine wirklich alles. Die Menschen essen anders, gehen anders, trinken anders... ich könnte jetzt wahrscheinlich einen Haufen an Unterschieden aufzählen, aber die Liste wäre unendlich. Ich muss aber sagen: Völlig ohne Vorbereitungen hier her zu kommen, hätte bei mir wohl wirklich einen richtigen Kulturschock ausgelöst, und ich könnte die Dinge hier nicht so nehmen, wie sie eben kommen.
Jetzt merke ich auf jeden Fall, was für ein kleines, ruhiges Nest Wien eigentlich ist, und warum viele Koreaner mir genau das versucht haben klar zu machen; denn es ist wirklich genau so.

Obwohl..Moment. Eine Sache kann ich wirklich sagen: Die Dichte in Beautyshops in Seoul ist..naja..nennen wir es "gewöhnungsbedürftig". Hier scheint sich absolut alles um Schönheit und Stars zu drehen, zumindest bei der jüngeren Generation. Das ist schon heftig, und eigentlich auch das einzige, was ich in diesem Ausmaß nicht erwartet habe.

Kommen wir zur Sprache.
Koreanisch ist eine spannende Sprache mit einer logischen Schrift. Ich persönlich hatte aber den Eindruck, dass umso weiter ich in die Sprache vorgedrungen bin, es wirklich immer und immer schwieriger wurde. Umso schwieriger wurde es auch, sich zu motivieren. Ich bin aber froh und bereue es nicht dass ich mich seit mittlerweile doch 10 Monaten mit der Sprache beschäftigt habe, so fällt es mir, trotz der vielen Englischen Beschriftungen in der Ubahn, doch etwas leichter mich hier zurecht zu finden. Wenn ich mit Koreanern direkt im Gespräch zu tun habe, treffe ich aber ständig auf meine Grenzen und muss, obwohl ich mich dafür echt schäme, auf Englisch oder eben Deutsch ausweichen.
Ich habe weniger Probleme dabei Dinge zu lesen, als mit meinem Hörverständnis zurecht zu kommen. Jetzt rächt sich wohl, dass ich Koreanisch so lange Zeit nur am Papier gelernt habe.
Ich habe aber heute die ersten Maßnahmen ergriffen, und mein Handy schonmal auf Koreanisch umgestellt. Der beste Weg eine Sprache zu lernen ist es nämlich, sein Umfeld damit zu besetzen; in meinem Fall also Deutsch gegen Koreanisch zu tauschen.

Was mir hier auffällt, ich aber schon im vorhinein wusste ist, dass man hier als "Westler" eher eine Rarität ist. In den letzten Jahren sind zwar mehr und mehr Ausländer nach Korea und vor allem nach Seoul gekommen, es handelt sich dabei aber größtenteils um Englisch Lehrer aus den USA und dem Vereinigten Königreich. So hatte ich gestern ein Erlebnis, vor dem ich aber bereits vorgewarnt wurde. Als ich mir den Gyeongbokgung Palast ansah, ging ich an einer kleinen Familie vorbei. Ein kleines Mädchen sah mich an, und zeigte plötzlich mit dem Finger im vorbeigehen auf mich, begleitend mit den Worten "Miguk Saram" ! Miguk Saram bedeutet: "Amerikaner". Kurz überlegte ich , ob ich antworten sollte, aber ich beließ es bei einem lächeln. An diesem Ereignis kann man wohl ganz gut sehen, wie exotisch man hier als großer Weißer mit blauen Augen noch immer ist....

Heute habe ich natürlich wieder einiges erlebt, aber das kommt dann in den nächsten Blogeintrag. Ich erlebe hier so viel neues, dass ich eigentlich ständig damit beschäftigt bin, meine Gedanken zu ordnen.
Ich hoffe also, dass mein nächster Eintrag etwas weniger im Chaos versinkt als dieser hier, hoffe aber trotzdem, dass ihr Spaß hattet ihn zu lesen.

Grüße in die Heimat!


Mark

PS: Auf meiner Tumblr-Seite gibts noch mehr Fotos von meinen täglichen Entdeckungen die ich mit dem Handy schiesse. Viel Spaß!

Kommentare

  1. So siehts aus hier in Seoul :D SO chaotisch war der Eintrag doch garnicht ;) Ich freue mich schon auf deine naechsten Eintraege. Da fuehle ich mich nicht so alleine verloren :D

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  2. Hey, ich bin Flo aus dem meet-korea-Forum. Wie lange bist du noch in Seoul?
    Oder schon runter in deinen Ort gefahren? Wenn du noch Zeit oder Lust hast, etwas zu machen, schreib mir doch eine SMS:
    010 5898 1337

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